Montag, 4. Februar 2008

Allianz warnt vor Sekundenschlaf

Böses Erwachen nach der Ballnacht

Die Ballsaison erreicht heute mit dem Wiener Opernball ihren Höhepunkt, ist aber noch lange nicht vorbei. Auf dem nächtlichen bzw. frühmorgendlichen Heimweg kann es gefährlich werden. Das Risiko heißt Sekundenschlaf, und es begleitet Autofahrer sogar am helllichten Tag danach.
Kaum ein Tag vergeht ohne Horror-Crash auf österreichischen Straßen. 2006 sind 730 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Laut Verkehrsunfallstatistik des Kuratoriums für Verkehrssicherheit war bei 40 davon vermutlich Übermüdung die Hauptunfallursache. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher, denn in Verkehrsunfallstatistiken werden nur Unfallumstände, und nicht die tiefer liegenden genauen Unfallursachen erfasst. Schätzungen des ARBÖ zufolge sind sogar rund 30 Prozent aller Unfälle auf Müdigkeit zurückzuführen - das sind mehr als durch Alkoholeinwirkung. Das Risiko, am Steuer einzuschlafen, ist in den frühen Morgenstunden zwischen zwei und vier Uhr, am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr sowie am Abend zwischen 22 und 24 Uhr am größten.

Tricks helfen nicht

"Wer sich nach durchtanzter Nacht mit Kaffee, Energydrinks oder lauter Musik am Steuer wach halten will, wiegt sich in trügerischer Sicherheit", warnt Allianz Service-Experte Dr. Peter Loisel. "Den menschlichen Biorhythmus kann man nicht austricksen. Aufputschmittel helfen nur kurzfristig und sind kein Ersatz für ausreichend lange Schlafphasen." Passiert ein Unfall, kommt zwar die Haftpflichtversicherung für Schäden auf, die Dritten zugefügt werden. Allerdings sei der Kasko-Schutz für das eigene Fahrzeug bei grober Fahrlässigkeit nicht gegeben, so Loisel. Er appelliert deshalb an das Verantwortungsbewusstsein von Kfz-Lenkern, sich bei ersten Warnsignalen des Körpers nicht ans Steuer zu setzen. Wer Symptome wie schwere Augenlider, oftmaliges Gähnen oder unwillkürliches Kopfnicken nicht ernst nehme, riskiere schließlich nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das anderer Verkehrsteilnehmer.

Schon eine Sekunde ist eine zu viel

Der Sekundenschlaf dauert zwar nur eine bis fünf Sekunden. Aber der Fahrer ist je nach Geschwindigkeit über mehr oder weniger lange Strecken unkontrolliert unterwegs - bei 100 km/h sind das immerhin bis zu 140 Meter im "Blindflug". Im schlimmsten Fall passiert genau dann ein Unfall. Speziell jene Unfälle, bei denen Lenker "aus unbekannter Ursache" ungebremst von der Straße abkommen, deuten darauf hin, dass dabei der Sekundenschlaf eine Rolle gespielt haben könnte.

Schnarcher leben doppelt so gefährlich.

Besonders gefährdet sind Fahrer, die unter so genannter Schlafapnoe leiden - den Atemaussetzern während des Schlafs. Oft wissen sie es selbst nicht und nehmen die Symptome wie lautes Schnarchen oder chronische Müdigkeit auf die leichte Schulter. Wissenschafter des Schlaflabors der Universitätsklinik Grenoble kamen indessen bei Praxisversuchen auf einer Teststrecke zu dem Ergebnis, dass Autofahrer mit Schlafapnoe doppelt so häufig auf ein Hindernis auffuhren wie die anderen. Die Schlafapnoe gelte auch als wichtigste Ursache für den gefürchteten Sekundenschlaf - noch vor Schichtarbeit, Alkohol- und Drogenkonsum.

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